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| 06.07.2025

Aminosäuren in der Hautpflege – eine präzise Erklärung für Fachpersonal

1. Grundlagen: Was sind Aminosäuren in der Hautpflege?

Aminosäuren sind die kleinsten funktionellen Bausteine von Proteinen – und somit essenziell für nahezu alle physiologischen Prozesse der Haut. In der Dermatokosmetik werden freie Aminosäuren (z. B. Glycin, Alanin, Serin, Prolin, Arginin, Histidin etc.) gezielt eingesetzt, um die Barrierefunktion, Hydratation, Regeneration und Immunmodulation der Haut zu unterstützen. Ihre Wirkung ist multifaktoriell.

2. Wirkmechanismen in der Hautpflege

a) Feuchtigkeitsbindung und NMF-Struktur

  • Aminosäuren sind Hauptbestandteile des natürlichen Feuchthaltefaktors (NMF) im Stratum corneum.
  • Besonders Serin, Glycin, Alanin und Histidin binden Wasser und stabilisieren die interzelluläre Lipidmatrix.
  • Sie tragen dazu bei, den transepidermalen Wasserverlust (TEWL) zu minimieren und die Haut weich und geschmeidig zu halten.

b) Reparaturprozesse und Zellproliferation

  • Als Bausteine von Kollagen, Elastin, Filaggrin und weiteren Strukturproteinen fördern Aminosäuren die Matrixregeneration.
  • Arginin wirkt z. B. als NO-Donor und unterstützt die Mikrozirkulation und Wundheilung.
  • Prolin und Hydroxyprolin sind entscheidend für die Bildung und Stabilisierung von Kollagenfasern.

c) Pufferung und Schutzmechanismus

  • Aminosäuren können den pH-Wert stabilisieren – ein zentraler Punkt nach Fruchtsäureexposition.
  • Sie wirken antioxidativ und entzündungshemmend, z. B. durch Neutralisierung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS).

d) Barriereaufbau und Immunmodulation

  • Glutamin dient als Energiequelle für schnell proliferierende Zellen in der Epidermis.
  • Cystein ist ein Vorläufer von Glutathion – einem zentralen Hautschutzmolekül.
  • In Kombination mit Ceramiden und Lipiden unterstützen Aminosäuren die korneotherapeutische Barrierepflege.

3. Warum Aminosäuren nach Fruchtsäurebehandlungen unverzichtbar sind

Fruchtsäurebehandlungen (AHAs, BHAs, PHAs) führen gezielt zur kontrollierten Abtragung der Korneozyten (Desquamation), beschleunigen die Zellneubildung und setzen regenerative Prozesse in Gang. Doch genau hier entsteht auch ein erhöhtes Risiko für Irritationen, Barriereinstabilität, TEWL und Enzymungleichgewichte.

a) Barriereaufbau nach Barrierestörung

  • Fruchtsäuren lösen Verbindungen im Stratum corneum (Desmosomen, Tight Junctions).
  • Aminosäuren liefern die Substrate für die post-entzündliche Regeneration – inklusive Lipidsynthese, Filaggrinproduktion und Keratinozytenproliferation.

b) Vermeidung von Irritation und Austrocknung

  • Nach einem Säurepeeling ist der NMF temporär reduziert – Aminosäuren wirken dem entgegen.
  • Glycin und Serin helfen, das Missempfinden (Brennen, Spannen) zu reduzieren.

c) Synergie mit Fruchtsäuren:

  • Während Fruchtsäuren exfolieren und „öffnen“, können Aminosäuren gezielt penetrieren und die neuen Zellen beim Reifungsprozess unterstützen.
  • In Kombination mit Panthenol, Betain oder Ceramiden entsteht ein synergistisches Regenerationsklima.

4. Fazit für Fachpersonal

Aminosäuren sind nicht nur passive Feuchtigkeitsspender, sondern intelligente Wirkstoffe mit regenerativem, antientzündlichem und strukturstabilisierendem Potenzial. Besonders nach Fruchtsäurebehandlungen fungieren sie als biologische Puffer, Reparaturbeschleuniger und Barriereverstärker, die das Ergebnis optimieren und Nebenwirkungen minimieren.

Empfehlung in der Praxis

Nach jeder AHA-/BHA-Behandlung sollte ein Serum oder eine Maske mit einem ausgewogenen Aminosäurekomplex, kombiniert mit Panthenol, Ceramiden oder Squalan, zur Reepithelisierung eingesetzt werden – idealerweise eingebettet in eine hautidentische oder korneotherapeutische Basis.

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