| 26.10.2025

NAD⁺ & Niacinamid

Wie du als Kosmetikerin den neuen Trend rund um „Zellenergie“ richtig einordnest und was du über 20% Niacin wissen solltest bei deiner Aufklärung.

1. Was ist eigentlich NAD⁺?

In der Hautpflege hört man immer häufiger den Begriff NAD⁺ – ob in Kapseln, Infusionen oder mittlerweile sogar in Cremes. Doch was genau ist das?

NAD⁺ steht für Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid. Es ist ein körpereigenes Coenzym, also ein Stoff, der in jeder Zelle gebraucht wird, damit sie Energie produzieren, sich regenerieren und reparieren kann.

Man kann sich NAD⁺ vorstellen wie den Zündschlüssel für den Zellmotor – ohne NAD⁺ läuft nichts. Keine Energie, keine Regeneration, keine Zellreparatur.

2. Ist NAD⁺ ein Derivat von Vitamin B3?

Nein. NAD⁺ ist kein Derivat, sondern das Endprodukt einer Stoffwechselkette, die aus Vitamin B3 (Niacin oder Niacinamid) entsteht.

Das bedeutet:

  • Vitamin B3 ist die Vorstufe,
  • NAD⁺ das Ergebnis.

Oder ganz einfach gesagt: Ohne Vitamin B3 kein NAD⁺. Darum nennt man Vitamin B3 auch den „NAD⁺-Baustein“.

3. Was macht NAD⁺ in der Haut?

In den Hautzellen unterstützt NAD⁺:

  • die Energieproduktion (ATP),
  • die Reparatur geschädigter DNA,
  • den Schutz vor oxidativem Stress,
  • und die Zellregeneration.

Mit zunehmendem Alter sinkt der NAD⁺-Spiegel in der Haut – dadurch verlangsamen sich Regenerationsprozesse, die Haut wird empfindlicher und verliert an Widerstandskraft.

4. Kann man NAD⁺ über Cremes zuführen?

Das klingt verlockend – ist aber schwierig.

NAD⁺ ist ein großes, wasserlösliches Molekül, das nicht gut durch die Hautbarriere dringt.

Bis heute gibt es keine klinischen Studien, die belegen, dass reines NAD⁺ in Cremes tatsächlich tief genug eindringt, um in der Haut messbar zu wirken.

Viele Marken verwenden den Begriff dennoch marketingwirksam – die wissenschaftliche Basis dafür ist allerdings noch schwach.

5. Die clevere Alternative: Niacinamid

Hier kommt Niacinamid (Vitamin B3) ins Spiel.

Die Haut kann daraus selbst NAD⁺ bilden – ganz natürlich und effektiv.

Niacinamid ist also die biologische Vorstufe von NAD⁺ und bietet zusätzlich zahlreiche belegte Vorteile:

  • Stärkt die Hautbarriere
  • fördert die Bildung von Ceramiden und Lipiden, die Wasserverlust verhindern.
  • Beruhigt empfindliche Haut
  • wirkt entzündungshemmend und reduziert Rötungen.
  • Verbessert das Hautbild
  • verfeinert Poren, gleicht Pigmentunterschiede aus und reguliert die Sebumproduktion.
  • Steigert die Zellenergie weil es die NAD⁺-Produktion innerhalb der Zelle aktiviert.

6. Warum 20 % Niacinamid so effektiv sind

Niacinamid ist bereits in Konzentrationen von 2–5 % wirksam – aber ab höheren Dosierungen (z. B. 20 %) zeigen Studien deutlich stärkere Effekte auf Barrierefunktion, Lipidaufbau und Feuchtigkeitsspeicherung.

  • Bei 20 % wird die Hautbarriere nicht nur gestärkt, sondern die Zellenergieproduktion aktiviert.
  • Die Haut speichert Feuchtigkeit nachhaltiger, reagiert weniger empfindlich und regeneriert schneller.

Im Vergleich dazu wirkt Hyaluronsäure eher oberflächlich – sie bindet Wasser, baut aber keine Barriere auf.

Niacinamid dagegen hilft der Haut, Feuchtigkeit langfristig selbst zu halten, statt sie nur kurzfristig zu speichern.

7. Fazit für die Praxis

Thema NAD⁺ Niacinamid (Vitamin B3)
Wirkprinzip Energie-Coenzym in der Zelle Vorstufe, regt die körpereigene / zelleigene NAD⁺-Bildung und Energieproduktion ab einer bestimmten Konzentration an
Topische Wirksamkeit noch kaum belegt sehr gut belegt
Barriere-Stärkung keine Daten stark, wissenschaftlich bestätigt
Feuchtigkeit indirekt direkt + nachhaltig
Empfohlene Konzentration in gängiger Kosmetik 5–10 % – wirksam und sicher
Medizinisch orientierte Dosierung bis 20 % – maximale Barriere- und Zellaktivierung
Fazit Zukunftsvision aktueller Goldstandard für Feuchtigkeit, Barriereaufbau und Zellenergie

8. Das kannst du als Kosmetikerin daraus mitnehmen

Wenn Kundinnen nach NAD⁺-Pflege fragen, kannst du ganz einfach erklären: „NAD⁺ ist wichtig für unsere Zellenergie – aber die Haut kann es kaum aufnehmen. Deshalb setzen wir auf Niacinamid: Es ist die Vorstufe von NAD⁺, stärkt die Hautbarriere und hilft der Haut, ihre eigene Energie zu aktivieren.“

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