Wie du als Kosmetikerin den neuen Trend rund um „Zellenergie“ richtig einordnest und was du über 20% Niacin wissen solltest bei deiner Aufklärung.
1. Was ist eigentlich NAD⁺?
In der Hautpflege hört man immer häufiger den Begriff NAD⁺ – ob in Kapseln, Infusionen oder mittlerweile sogar in Cremes. Doch was genau ist das?
NAD⁺ steht für Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid. Es ist ein körpereigenes Coenzym, also ein Stoff, der in jeder Zelle gebraucht wird, damit sie Energie produzieren, sich regenerieren und reparieren kann.
Man kann sich NAD⁺ vorstellen wie den Zündschlüssel für den Zellmotor – ohne NAD⁺ läuft nichts. Keine Energie, keine Regeneration, keine Zellreparatur.
2. Ist NAD⁺ ein Derivat von Vitamin B3?
Nein. NAD⁺ ist kein Derivat, sondern das Endprodukt einer Stoffwechselkette, die aus Vitamin B3 (Niacin oder Niacinamid) entsteht.
Das bedeutet:
- Vitamin B3 ist die Vorstufe,
- NAD⁺ das Ergebnis.
Oder ganz einfach gesagt: Ohne Vitamin B3 kein NAD⁺. Darum nennt man Vitamin B3 auch den „NAD⁺-Baustein“.
3. Was macht NAD⁺ in der Haut?
In den Hautzellen unterstützt NAD⁺:
- die Energieproduktion (ATP),
- die Reparatur geschädigter DNA,
- den Schutz vor oxidativem Stress,
- und die Zellregeneration.
Mit zunehmendem Alter sinkt der NAD⁺-Spiegel in der Haut – dadurch verlangsamen sich Regenerationsprozesse, die Haut wird empfindlicher und verliert an Widerstandskraft.
4. Kann man NAD⁺ über Cremes zuführen?
Das klingt verlockend – ist aber schwierig.
NAD⁺ ist ein großes, wasserlösliches Molekül, das nicht gut durch die Hautbarriere dringt.
Bis heute gibt es keine klinischen Studien, die belegen, dass reines NAD⁺ in Cremes tatsächlich tief genug eindringt, um in der Haut messbar zu wirken.
Viele Marken verwenden den Begriff dennoch marketingwirksam – die wissenschaftliche Basis dafür ist allerdings noch schwach.
5. Die clevere Alternative: Niacinamid
Hier kommt Niacinamid (Vitamin B3) ins Spiel.
Die Haut kann daraus selbst NAD⁺ bilden – ganz natürlich und effektiv.
Niacinamid ist also die biologische Vorstufe von NAD⁺ und bietet zusätzlich zahlreiche belegte Vorteile:
- Stärkt die Hautbarriere
- fördert die Bildung von Ceramiden und Lipiden, die Wasserverlust verhindern.
- Beruhigt empfindliche Haut
- wirkt entzündungshemmend und reduziert Rötungen.
- Verbessert das Hautbild
- verfeinert Poren, gleicht Pigmentunterschiede aus und reguliert die Sebumproduktion.
- Steigert die Zellenergie weil es die NAD⁺-Produktion innerhalb der Zelle aktiviert.
6. Warum 20 % Niacinamid so effektiv sind
Niacinamid ist bereits in Konzentrationen von 2–5 % wirksam – aber ab höheren Dosierungen (z. B. 20 %) zeigen Studien deutlich stärkere Effekte auf Barrierefunktion, Lipidaufbau und Feuchtigkeitsspeicherung.
- Bei 20 % wird die Hautbarriere nicht nur gestärkt, sondern die Zellenergieproduktion aktiviert.
- Die Haut speichert Feuchtigkeit nachhaltiger, reagiert weniger empfindlich und regeneriert schneller.
Im Vergleich dazu wirkt Hyaluronsäure eher oberflächlich – sie bindet Wasser, baut aber keine Barriere auf.
Niacinamid dagegen hilft der Haut, Feuchtigkeit langfristig selbst zu halten, statt sie nur kurzfristig zu speichern.
7. Fazit für die Praxis
| Thema | NAD⁺ | Niacinamid (Vitamin B3) |
| Wirkprinzip | Energie-Coenzym in der Zelle | Vorstufe, regt die körpereigene / zelleigene NAD⁺-Bildung und Energieproduktion ab einer bestimmten Konzentration an |
| Topische Wirksamkeit | noch kaum belegt | sehr gut belegt |
| Barriere-Stärkung | keine Daten | stark, wissenschaftlich bestätigt |
| Feuchtigkeit | indirekt | direkt + nachhaltig |
| Empfohlene Konzentration in gängiger Kosmetik | – | 5–10 % – wirksam und sicher |
| Medizinisch orientierte Dosierung | – | bis 20 % – maximale Barriere- und Zellaktivierung |
| Fazit | Zukunftsvision | aktueller Goldstandard für Feuchtigkeit, Barriereaufbau und Zellenergie |
8. Das kannst du als Kosmetikerin daraus mitnehmen
Wenn Kundinnen nach NAD⁺-Pflege fragen, kannst du ganz einfach erklären: „NAD⁺ ist wichtig für unsere Zellenergie – aber die Haut kann es kaum aufnehmen. Deshalb setzen wir auf Niacinamid: Es ist die Vorstufe von NAD⁺, stärkt die Hautbarriere und hilft der Haut, ihre eigene Energie zu aktivieren.“

