| 22.03.2025

Retinal vs Fruchtsäure

Hier ist eine wissenschaftlich fundierte Erklärung zur Frage, warum eine Schälung mit hochdosiertem Retinal oder Retinol (ca. 1%) tiefgreifender wirkt, mehr Hautregeneration auslöst und bessere Ergebnisse erzielen kann als eine klassische Schälung ausschließlich mit Fruchtsäuren (AHAs/BHAs)

Retinal/Retinol-Schälung vs. Fruchtsäure-Schälung: Tiefergehende Regeneration durch differenzierte Zellkommunikation

1. Wirkmechanismus: Fruchtsäuren vs. Retinoide

  • Fruchtsäuren (AHAs/BHAs) wirken primär keratolytisch und exfolierend: Sie lösen die Verbindungen zwischen Korneozyten der oberen Hautschichten (Stratum corneum) und fördern somit die Abschuppung abgestorbener Zellen. Dadurch wird die Hautoberfläche geglättet, Poren werden gereinigt, die Haut erscheint ebenmäßiger.
  • Retinal/Retinol hingegen sind epidermale und dermale Zellkommunikatoren, die auf nuklearem Niveau wirken. Sie binden an Retinsäure-Rezeptoren (RARs) in den Zellkernen von Keratinozyten und Fibroblasten und aktivieren dort die Genexpression für eine Vielzahl zellulärer Prozesse, unter anderem Zellproliferation, Differenzierung, Entzündungsregulation und Kollagenbiosynthese.

2. Tieferer Wirkungseintritt: Epidermis und Dermis

  • Während Fruchtsäuren vor allem die Epidermis betreffen, dringen Retinoide – insbesondere Retinal (Retinaldehyd) – tief in die Haut ein und entfalten dort ihre Wirkung bis in die Basalschicht und sogar in die papilläre Dermis.
  • Retinal wird enzymatisch zu Retinsäure (Tretinoin) umgewandelt, der biologisch aktivsten Form von Vitamin A. Diese ist verantwortlich für die tiefgreifenden Regenerationsprozesse.

3. Zellkommunikation und Hauterneuerung

Retinoide verändern die Genexpression, indem sie auf das Retinoid-Rezeptor-System wirken (RARs und RXRs). Das führt zur:

  • Stimulation der Basalzellen in der Epidermis (Zellteilung)
  • Normalisierung der Keratinisierung
  • Aktivierung von Fibroblasten zur Produktion von strukturellem Kollagen
  • Hemmung der Matrix-Metalloproteinasen (MMPs), die Kollagen abbauen

Diese Prozesse sorgen für eine komplette funktionale Reorganisation der Haut, nicht nur an der Oberfläche, sondern in der Tiefe.

4. Kollagensynthese: Qualität statt nur Quantität

Retinal/Retinol stimulieren gezielt die Produktion von:

  • Kollagen Typ I – Hauptbestandteil der Dermis, sorgt für Festigkeit und Dichte
  • Kollagen Typ III – „jugendliches Kollagen“, verantwortlich für Elastizität (nimmt mit dem Alter ab)
  • Kollagen Typ IV – Bestandteil der Basalmembran, wichtig für die Zellverankerung und Integrität der epidermalen Struktur

Fruchtsäuren können Kollagen nur indirekt beeinflussen, etwa durch leichte Reizreaktionen, die eine Reparaturantwort auslösen, oder durch erhöhte Penetration von Wirkstoffen. Die Produktion von Kollagen ist hier jedoch nicht gezielt differenziert.

5. Langfristige strukturelle Vorteile

Retinoid-Schälungen fördern echte Hautverjüngung:

  • Erhöhte epidermale Dicke durch verstärkte Zellteilung
  • Verbesserte Dermis durch Kollagen- und Glykosaminoglykan-Synthese
  • Stärkung der Hautbarriere durch erhöhte Lipidproduktion (z. B. Ceramide)

Fruchtsäure-Schälungen bewirken hauptsächlich oberflächliche Glättung, reduzieren Hyperkeratosen und verbessern das Hautbild temporär, jedoch ohne tiefgreifende strukturelle Umbauten.

6. Fazit: Synergie ist möglich – aber Retinoide sind überlegen bei Regeneration

  • Eine Fruchtsäure-Schälung ist hervorragend geeignet zur Vorbereitung der Haut und zur Sofort-Verbesserung des Hautbildes.
  • Eine Retinal-/Retinol-Schälung ist jedoch regenerativ wirksamer: Sie verändert nicht nur die Oberfläche, sondern strukturiert die Haut tiefgreifend neu, fördert die Produktion hochwertigen Kollagens, verbessert die Zellkommunikation und stärkt langfristig die Hautarchitektur.
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